Schönewaldskirchen
von Pfarrer Jörn Schlede
von Pfarrer Jörn Schlede
Diese Informationen auf dieser Seite stammen aus der Chronik von Eubach, welche zur 725-Jahr-Feier im Jahre 2006 erschienen ist. Die Videosequenz stammt aus der DVD „Die sieben Bücher der Eubachia“, welche in den Jahren 2004 bis 2006 von unserem damaligen Pfarrer Jörn Schlede mit Hilfe von Mitbürgern aus Eubach und der Gemeinde und den Konfirmanden erstellt wurde. Die einzelnen Informationen wurden aus mündlichen Überlieferungen und aus Dokumenten zusammengetragen. Die Aufnahmen enthalten zum Teil Aussagen von Zeitzeugen an Originalschauplätzen. Die Szenen wurden in Eubach und in anderen Ortsteilen der Gemeinde Morschen gedreht. Die gesamte DVD finden Sie hier auf der Internetseite.
Videosequenz aus der DVD „Die sieben Bücher der Eubachia“.
von Pfarrer Jörn Schlede
Köler hießen die einen, Schilling die anderen, Lumerads hatten sich einen Hof aufgebaut, sie waren aus dem benachbarten Ort Limmeroth zugezogen, Fyoils bauten vielleicht dort hinten und Elfecks hatten ihren Hof vielleicht genau hier, wo wir jetzt sitzen und stehen. Und die Familie Kaden unterhalb der Kirche.
6 Familien hatten sich hier niedergelassen und nannten diesen schönen Fleck Schönewald, fast einmalig in unserem Land. Lediglich am Ende der Autobahn 7, kurz vor der österreichischen Grenze gibt es noch einmal einen Ort mit Namen Schönewald.
Im Jahre 1328 wurde dieser Ort Schönewald bei Ibach erstmalig schriftlich erwähnt. Noch im Jahre 1517 war der Ort bewohnt. Das weiß man aus den Steuerlisten aus Spangenberg. Aber 14 Jahre später war nur noch die Kirche übrig! Das Dorf war verlassen. Im Jahre 1531 wurde der erste evangelische Pfarrer von Morschen, Martin Bengel – böse Zungen behaupten, er war auch einer, denn – er hat die Glocke aus der Schönewaldskirche genommen und verkauft, weil das Dorf ja verlassen war und die Kirche nicht mehr benutzt wurde. …
Was war geschehen zwischen den Jahren 1517 und 1531?
Auffallend ist, dass genau diese Jahre große Umwälzungen im ganzen Land mit sich brachten.
Mitte der Zwanziger Jahre gingen die Bauernkriege wie ein Flächenbrand übers Land. Thomas Müntzer aus Mühlhausen war einer ihrer Anführer. Die Bauern kämpften gegen die hohen Abgabenlasten und für ein gerechteres Leben. Am 24. April 1525 plünderten einige von ihnen das Kloster Haydau, nahmen alles mit, was sie bekommen konnten. Andere plünderten die Güter des Landgrafen, töteten gar dessen Verwalter mit Namen Stückrad aus Niederellenbach. Das ließ sich Landgraf Philipp nicht gefallen. Mit aller Härte zog er gegen die Aufständischen. zerstörte ihre Höfe, nahm etliche gefangen. Einige wurden getötet.
Viele Mörscher Bauern fanden sich im Kerker des Schlosses Spangenberg wieder. Waren Schönewälder Bauern mit dabei? War der Bauernkrieg der Grund, das kleine Dorf aufzugeben? Geschah dies freiwillig oder gezwungener Maßen?
Ein Jahr später erneut ein großes Ereignis im Lande: Hessen wurde protestantisch, evangelisch. Ist der Ort und seine Kirche mit der Reformation aufgegeben worden? Die Schönewaldskirche war eine katholische Kirche, in welche die Bauern mit ihren Familien beten gingen, stehend oder auf hartem Stein kniend, Kirchenbänke gab es in jenen Jahren zumeist nicht. Und hin und wieder wird ein Priester gekommen sein, um hier die Beichte abzunehmen, zu taufen, zu beerdigen, denn das Umland der Kirche war sicherlich auch Friedhof.
Die Reformation hat gerade hier im Mörscher Raum für Veränderungen gesorgt: das Kloster wurde im Jahre 1527 aufgelöst. Die Nonnen wurden nach Hause geschickt. Der Landgraf richtete sich dort ein. Und nun raten sie mal, wer der Verwalter des ehemaligen Klosters und nunmehr landgräflichen Schlosses wurde? Ein Mann mit Namen Hans Ulrich genannt Schönwälder, also aus diesem Dorf hier stammend. Hing das Schicksal des Dorfes mit dem des Klosters zusammen?
…
Es sind alles nur Vermutungen. Schriftliches liegt nicht vor. Beeindruckend jedoch ist eine Wahrheit: Sechs Familien bauen sich eine eigene Kirche, ein Kirchlein gewiss, es war nicht groß. Und vielleicht auch nicht sehr prunkvoll, aber immerhin mit einer Glocke und einem Altar, der heute in der Eubacher Kirche steht. Hier haben also Menschen gewohnt, die zu ihrem Schöpfer ein besonders enges Verhältnis gehabt haben. Die aus Ehrfurcht und Dankbarkeit diese Kirche bauten.
Ich weiß nicht, ob heute 6 Familien gemeinsam den Versuch unternehmen und eine Kirche bauen würden. … (Pfr. J. Schlede)