Diese Informationen auf dieser Seite stammen aus der Chronik von Eubach, welche zur 725-Jahr-Feier im Jahre 2006 erschienen ist. Die Videosequenz stammt aus der DVD „Die sieben Bücher der Eubachia“, welche in den Jahren 2004 bis 2006 von unserem damaligen Pfarrer Jörn Schlede mit Hilfe von Mitbürgern aus Eubach und der Gemeinde und den Konfirmanden erstellt wurde. Die einzelnen Informationen wurden aus mündlichen Überlieferungen und aus Dokumenten zusammengetragen. Die Aufnahmen enthalten zum Teil Aussagen von Zeitzeugen an Originalschauplätzen. Die Szenen wurden in Eubach und in anderen Ortsteilen der Gemeinde Morschen gedreht. Die gesamte DVD finden Sie hier auf der Internetseite.
Videosequenz aus der DVD „Die sieben Bücher der Eubachia“.
An der Steensrötsche
Bericht von Otto Wohlgemuth
In den dreißiger Jahren, als Valentin Kothe und seine Frau Marie die Wirtsleute in der „Krone“ waren, traf sich zur Herbstzeit hier am Abend eine Gruppe junger Frauen und Männer aus Altmorschen. Wie das in der fernsehlosen Zeit so üblich war, trug man selbst zur Unterhaltung bei. Immer wieder gern gehört wurden die Gruselgeschichten, die sich schon die Alten erzählt hatten. „Ja“, wusste einer zu berichten, „wisst ihr denn nicht, dass an der Steensrötsche ab und zu die gläserne Scheese zu sehen ist?“. Gehört hatte man schon davon. Und es war ja immer unheimlich, wenn man bei dunkler Nacht auf dem Weg nach Altmorschen am Steinbruch vorbei musste und dann Steine den Hang herunter rutschten. Das konnte doch keine natürliche Ursache haben. Und in der gläsernen Kutsche sollten auch schon weiße Frauen gesehen worden sein.
Als die Schar kurz vor Mitternacht aufbrach, hatten sich zwei junge Frauen aus dem geselligen Kreis, Horns Marie und Jakobs Marie, schon davongestohlen. Sie erklommen den Hang, stellten sich an den oberen Rand des Steinbruches, der damals noch wesentlich näher zur Straße lag und zogen sich weiße Bettücher über. Schon bald hörten sie die Gruppe schwadronierend Richtung Heimat marschieren. Nun war die Stunde der beiden, die sich das schon länger ausgeheckt hatten, gekommen. Sie setzten sich in Bewegung und hofften, von der Straße aus gesehen zu werden. Notfalls konnten sie ja auch ein paar Steinchen den Bruch hinunter werfen. Doch das war gar nicht nötig. Zuerst wurde es plötzlich still auf der Straße unter ihnen. Dann hörten sie eine Männerstimme das Kommando geben: “Singen!“ Doch dazu kam es nicht. Eine aus der Gruppe bekam es mit der Angst zu tun und fing an, Richtung Altmorschen zu laufen. Daraufhin geriet auch der Rest in Panik. Männer und Frauen rannten so schnell sie konnten, bis sie die ersten Häuser von Altmorschen erreichten. Die Angst soll so tief gesessen haben, dass zumindest eine der Frauen die Hosen voll hatte.